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15.2. Ihr erstes Paket erstellen

15.2.1. Meta-Pakete oder vorgetäuschte Pakete

Vorgetäuschte Pakete und Meta-Pakete sind insofern ähnlich, als sie leere Hüllen sind, die nur um des Effektes willen existieren, den ihre Meta-Daten auf den Paketverarbeitungsstapel haben.
Der Zweck eines vorgetäuschten Pakets ist es, dpkg und apt glauben zu machen, dass ein bestimmtes Paket installiert ist, obwohl es nur aus einer leeren Hülle besteht. So können Abhängigkeiten von einem Paket erfüllt werden, wenn das dazugehörige Programm außerhalb des Geltungsbereichs des Paketsystems installiert wurde. Obwohl diese Methode funktioniert, sollte sie möglichst vermieden werden, da sie keine Garantie bietet, dass sich das manuell installierte Programm genauso verhält wie das entsprechende Paket, und andere Pakete, die von ihm abhängen, würden nicht ordnungsgemäß funktionieren.
Ein Meta-Paket besteht dagegen vor allem aus einer Ansammlung von Abhängigkeiten, so dass das Installieren eines Meta-Pakets im Endeffekt in einem Schritt eine Reihe weiterer Pakete mit sich bringt.
Diese beiden Paketarten können mit den Befehlen equivs-control und equivs-build erstellt werden (in dem Paket equivs). Der Befehl equivs-control datei erstellt eine Debian-Header-Datei, die so editiert werden sollte, dass sie den Namen des erwarteten Pakets, seine Versionsnummer, den Namen des Betreuers, seine Abhängigkeiten und eine Beschreibung enthält. Andere Zeilen ohne einen vorgegebenen Wert sind optional und können gelöscht werden. Die Zeilen Copyright, Changelog, Readme und Extra-Files sind in Debian-Paketen keine Standardzeilen; sie machen nur bei equivs-build Sinn und bleiben nicht in den Kopfzeilen des erstellten Pakets erhalten.

Beispiel 15.2. Header-Datei des vorgetäuschten Pakets libxml-libxml-perl

Section: perl
Priority: optional
Standards-Version: 4.5.1

Package: libxml-libxml-perl
Version: 2.0207-1
Maintainer: Raphael Hertzog <[email protected]>
Depends: libxml2 (>= 2.9.10)
Architecture: all
Description: Fake package - module manually installed in site_perl
 This is a fake package to let the packaging system
 believe that this Debian package is installed.
 .
 In fact, the package is not installed since a newer version
 of the module has been manually compiled &amp; installed in the
 site_perl directory.
Der nächste Schritt besteht darin, das Debian-Paket mit dem Befehl equivs-build datei zu erstellen. Voilà: das Paket wurde im aktuellen Verzeichnis erstellt und kann wie jedes andere Debian-Paket behandelt werden.
$ equivs-build file
equivs-build control 
dpkg-buildpackage: info: source package libxml-libxml-perl
dpkg-buildpackage: info: source version 2.0207-1
dpkg-buildpackage: info: source distribution unstable
dpkg-buildpackage: info: source changed by Raphael Hertzog <[email protected]>
dpkg-buildpackage: info: host architecture amd64
 dpkg-source --before-build .
 debian/rules clean
dh clean
   dh_clean
 debian/rules binary
dh binary
   dh_update_autotools_config
   dh_autoreconf
   create-stamp debian/debhelper-build-stamp
   dh_prep
   dh_install
   dh_installdocs
   dh_installchangelogs
   dh_perl
   dh_link
   dh_strip_nondeterminism
   dh_compress
   dh_fixperms
   dh_missing
   dh_installdeb
   dh_gencontrol
   dh_md5sums
   dh_builddeb
dpkg-deb: building package 'libxml-libxml-perl' in '../libxml-libxml-perl_2.0207-1_all.deb'.
 dpkg-genbuildinfo --build=binary
 dpkg-genchanges --build=binary >../libxml-libxml-perl_2.0207-1_amd64.changes
dpkg-genchanges: info: binary-only upload (no source code included)
 dpkg-source --after-build .
dpkg-buildpackage: info: binary-only upload (no source included)

The package has been created.
Attention, the package has been created in the current directory,
not in ".." as indicated by the messaige above!

15.2.2. Einfaches Dateiarchiv

Die Falcot-Corp.-Administratoren müssen ein Debian-Paket erstellen, um die Bereitstellung einer Reihe von Dokumenten auf einer großen Anzahl von Rechnern zu erleichtern. Der für diese Aufgabe zuständige Administrator liest zunächst den „Leitfaden für neue Debian-Betreuer“ und beginnt dann, an seinem ersten Paket zu arbeiten.
Der erste Schritt besteht darin, ein Verzeichnis namens falcot-data-1.0 zu erstellen, um das Ziel-Quellpaket aufzunehmen. Das Paket wird logischerweise falcot-data heißen und die Versionsnummer 1.0 tragen. Der Administrator legt die Dokumentdateien dann in einem Unterverzeichnis namens data ab. Anschließend ruft er den Befehl dh_make auf (aus dem Paket dh-make), um Dateien hinzuzufügen, die für den Paketerstellungsprozess benötigt werden, und die alle in einem Unterverzeichnis namens debian abgespeichert werden:
$ cd falcot-data-1.0
$ dh_make --native

Type of package: (single, indep, library, python)
[s/i/l/p]? i

Maintainer Name     : Raphael Hertzog
Email-Address       : [email protected]
Date                : Sat, 26 Feb 2021 13:02:06 +0100
Package Name        : falcot-data
Version             : 1.0
License             : gpl3
Package Type        : indep
Are the details correct? [Y/n/q]
Currently there is not top level Makefile. This may require additional tuning
Done. Please edit the files in the debian/ subdirectory now.

$
The selected type of package (indep) indicates that this source package will generate a single binary package that can be shared across all architectures (Architecture: all in debian/control). single acts as a counterpart, and leads to a single binary package that is dependent on the target architecture (Architecture: any). In this case, the former choice is more relevant since the package only contains documents and no binary programs, so it can be used similarly on computers of all architectures.
Der Typ library bezieht sich auf ein Quellpaket, das zu mehreren Binärpaketen führen wird. Er ist für dynamische Bibliotheken nützlich, da diese strengen Erstellungsregeln folgen müssen.
The dh_make command created a debian subdirectory with many files. Some are required, in particular rules, control, changelog and copyright. Files with the .ex extension are example files that can be used by modifying them (and removing the extension) when appropriate. When they are not needed, removing them is recommended. The compat file is not used nor created anymore. Instead of defining the debhelper compatibility level as a number in this file, it is now defined as a build-dependency on the debhelper-compat virtual package in the Build-Depends file in debian/control.
The copyright file must contain information about the authors of the documents included in the package, and the related copyright and license. In our case, these are internal documents and their use is restricted to within the Falcot Corp company. The default format used for this file is defined in the Format field.
The default changelog file is generally appropriate; replacing the “Initial release” with a more verbose explanation and changing the distribution from UNRELEASED or unstable to the target release name is enough.
The control file must also be updated: the Section field can be changed to misc and the Homepage, Vcs-Git and Vcs-Browser fields were removed. The Depends fields was completed with firefox-esr | www-browser so as to ensure the availability of a web browser able to display the documents in the package. If the package does not require to run any commands as root (see HILFSPROGRAMM fakeroot), the Rules-Requires-Root field can be left as is.

Beispiel 15.3. The Datei control

Source: falcot-data
Section: misc
Priority: optional
Maintainer: Raphael Hertzog <[email protected]>
Build-Depends: debhelper-compat (= 13)
Standards-Version: 4.5.1
Rules-Requires-Root: no

Package: falcot-data
Architecture: all
Depends: firefox-esr | www-browser, ${misc:Depends}
Description: Internal Falcot Corp Documentation
 This package provides several documents describing the internal
 structure at Falcot Corp.  This includes:
  - organization diagram
  - contacts for each department.
 .
 These documents MUST NOT leave the company.
 Their use is INTERNAL ONLY.

Beispiel 15.4. Die Datei changelog

falcot-data (1.0) bullseye; urgency=low

  * Initial Release.
  * Let's start with few documents:
    - internal company structure;
    - contacts for each department.

 -- Raphael Hertzog <[email protected]>  Sat, 26 Feb 2022 15:12:06 +0100

Beispiel 15.5. Die Datei copyright

Format: https://iwawocd.cewmufwd.tk/doc/packaging-manuals/copyright-format/1.0/
Upstream-Name: falcot-data

Files: *
Copyright: 2004-2021 Falcot Corp
License:
 All rights reserved.
Die Datei rules enthält normalerweise einen Satz von Regeln, die verwendet werden, um das Programm zu konfigurieren, zu erstellen und in ein speziell dafür vorgesehenes Unterverzeichnis (das nach dem erstellten Binärpaket benannt ist) zu installieren. Der Inhalt dieses Unterverzeichnisses wird dann innerhalb des Debian-Pakets archiviert, als wäre es das Wurzelverzeichnis des Dateisystems. In unserem Fall werden die Dateien in dem Unterverzeichnis debian/falcot-data/usr/share/falcot-data/ installiert, so dass die Dateien beim Installieren des erstellten Pakets unter /usr/share/falcot-data/ eingerichtet werden. Die Datei rules wird als Makefile mit einigen Standardzielen benutzt (einschließlich clean und binary, die verwendet werden, um das Quellverzeichnis aufzuräumen beziehungsweise das Binärpaket zu erstellen).
Obwohl diese Datei im Zentrum des Prozesses steht, enthält sie in zunehmendem Maße nur das absolute Minimum zur Ausführung eines Standardbefehlssatzes, der vom Hilfsprogramm debhelper bereitgestellt wird. Dies ist für durch dh_make erzeugte Dateien der Fall. Um unsere Dateien zu installieren, konfigurieren wir einfach das Verhalten des Befehls dh_install, indem wir die folgende debian/falcot-data.install-Datei erstellen:
data/* usr/share/falcot-data/
Jetzt kann das Paket erstellt werden. Wir werden dem Ganzen noch einen Anstrich geben. Da die Administratoren möchten, dass über die Menüs der grafischen Arbeitsumgebungen leicht auf die Dokumente zugegriffen werden kann, fügen wir eine Datei falcot-data.desktop hinzu und installieren in /usr/share/applications indem wir eine Zweite Zeile zu debian/falcot-data.install hinzufügen.

Beispiel 15.6. The Datei falcot-data.desktop

[Desktop Entry]
Name=Internal Falcot Corp Documentation
Comment=Starts a browser to read the documentation
Exec=x-www-browser /usr/share/falcot-data/index.html
Terminal=false
Type=Application
Categories=Documentation;
Die aktualisierte Datei debian/falcot-data.install sieht so aus:
data/* usr/share/falcot-data/
falcot-data.desktop usr/share/applications/
Unser Quellpaket ist nun fertig. Wir müssen nur noch mit derselben Methode, die wir zuvor für die Wiederherstellung von Paketen benutzt haben, das Binärpaket erzeugen: wir führen im Verzeichnis falcot-data-1.0 den Befehl dpkg-buildpackage -us -uc aus.